Geld

ist ein Zwischentauschmittel, welches sich von anderen Tauschmitteln dadurch unterscheidet, dass es nicht unmittelbar den Bedarf eines Tauschpartners befriedigt, sondern aufgrund allgemeiner Anerkennung zum weiteren Tausch eingesetzt werden kann.

Theorie

Ein wesentliches Problem der Geldtheorie ist, dass die verschiedenen Positionen “Was ist Geld?” teilweise widersprüchlich sind. Ein wesentlicher Faktor in der Diskussion liegt auch darin, dass die historische Entwicklung (Geld ist eine Ware) sich von der erlebten Gegenwart (Geld ist ein vom Staat gesetztes Symbol) stark unterscheidet. Die Verfechter der Golddeckung erklären diesen Widerspruch damit, dass alle Einführungen von ungedeckte Papiergeld gescheitert sind und auch das aktuelle Fiatmoney scheitern wird.

Geld ist eine Ware

In einer Naturalwirtschaft bildet sich im Lauf der Zeit ein Gut heraus, das die Funktion des Geldes als allgemein akzeptiertes Tauschmittel am besten ausfüllen kann. Geld ist somit immer und überall ein Gut, das zunächst nur von einigen, später von immer mehr Marktteilnehmern nachgefragt wird und sich wie bereits erwähnt durch die vergleichsweise höchste Absatzfähigkeit von allen anderen Gütern essentiell unterscheidet. Je nach historischem Kontext erwiesen sich verschiedenste Güter als besonders absatzfähig und nahmen folglich die Rolle des Geldes ein: Salz (sog. ), Bronze, Kabeljau, Gold und Silber – um nur einige zu nennen. Jedem Marktprozeß ist die Tendenz inhärent, daß Güter besserer Qualität Güter schlechterer Qualität verdrängen. Der Markt für das Geld stellt keine Ausnahme dar und so setzten sich mit der zunehmenden Vernetzung der vormals isolierten Wirtschaftsräume die beiden letztgenannten Edelmetalle als Geld durch. Geld ist jene Ware, die von den Bürgern als das geeignetste Tauschmittel empfunden wird. Es ist ein Ergebnis der Markttransaktionen aller Menschen und kann nicht per Gesetz verordnet werden.

Geld ist Schuld

ist eine Theorie, dass Geld statt als Tauschmittelgut als übertragbares Schuldverhältnis (Kredit) und damit als Verpflichtung definiert ist. Wenn auch nicht allgemein in der Wissenschaft anerkannt, so stimmt diese These mit dem praktischen Erleben des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wesentlich besser als die klassische Sicht: “Geld ist eine Ware” überein.

Prinzipiell ist dieses Vorgehen jedermann möglich! Jeder kann Schuldscheine erstellen, die er und andere als Zahlungsmittel verwenden. Wichtig für das Funktionieren solch eines Systems ist das Vertrauen in den Schuldner. Dabei stellt jeder ausgestellte Schuldschein eine zweiseitige Beziehung dar:

  • der Besitzer des Scheines hat Anspruch auf Leistungen (Leistungsguthaben)
  • der Herausgeber des Scheines hat die Pflicht zur Leistungserbringung (Leistungsschuld)

Jeder dritte, der davon ausgeht, dass entweder der Leistungsschuldner oder ein anderer den Schein anerkennt, kann den Schein ebenfalls akzeptieren.

Konkret lief solch ein Vorgehen bei uns wie folgt ab: Von einem befreundeten Tischler liessen wir uns ein Bücherregal bauen. Den Rechnungsbetrag akzeptierte er zu 20% in einer Art Schuldschein: Dieser Schuldschein existierte nie real auf Papier, sondern nur als Verrechnungsposten in einer Excel-Tabelle. Jedoch akzeptiert ein befreundeter Webdesigner ihn als Zahlungsmittel, so dass unser Tischler in absehbarer Zeit seine Internetpräsenz von diesem Webdesigner machen lassen wird. Der Designer wiederum kann mit dem Schuldschein meine Fähigkeiten für dieses oder andere Webprojekte einkaufen.

Aspekte und Formen von Geld als Schuld:

Geld ist Information

Diese Tatsache ist bereits daran erkennbar, dass das heutige Geld zum Grossteil in Computern verwaltet wird. Jeder Besitzer eines Kontos bei einer Bank wird dies bestätigen. Wenn man “Geld” im Internet abbilden will ergibt sich daraus die Frage: Wie muss diese Information “Geld” strukturiert sein, um im Internet verwendet zu werden? Schließlich kann in Computern prinzipiell jeder beliebig Bits und Bytes manipulieren…

Geld ist Kommunikation

Information ist mit Kommunikation eng verbunden. Informationen, welche nicht kommuniziert werden, sind nutzlos. Oder anders: Nur durch Kommunikation wird Information nutzbar. Kommunikation andererseits setzt ein Kommunikationsprotokoll voraus. Im Internet ist beispielsweise das hypertext-transfer-protocol (http) die Grundlage für das WWW, in der “realen Welt” ist es der Sprachschatz, der Kommunikation möglich macht. Mit diesen überlegungen soll deshalb eine Grundlage für eine Kommunikation über wirtschaftliche Vorgänge erschaffen werden: Ein Protokoll für den Austausch wirtschaftlicher Informationen.

Gelddiskussion

All diese Modelle sind eben e. Keines ist unumstößlich wahr und erklärt alles, keines ist absolut falsch. So wie man das verbrennen (oxidieren) von Schwefel mit dem Periodensystem erklären kann, so kann man mit diesem Modell (Moleküle sind eben keine bunten Kugeln mit stecken zwischen drin) den molekularen nicht erklären.

So kann man eben auch Geld uns alles was damit zusammenhängt, wie Glück, Macht, Sucht, Arbeitsteilung, Religion, Ablehnung nicht mit Güteraustausch, Information oder deren Austausch (Kommunikation), Vertrauen oder Schuld erklären. Der Mix machts.

Das Taschengeld kann ein Kind nicht am Leben erhalten, aber es gibt ein Stück vertrauen. Der Apfel essende Stahlbetonbauer der eine Autobahnbrücke baut, über die eine Klavierlehrerin fährt, die dem Sohn des Obsthändlers Unterricht gibt lässt sich mit dem Austausch am besten erklären.

Unsere durchglobalisiert Wirtschaft wird meistens mit dem Austauschmodell erklärt, derzeitige Vorgänge könnte man aber auch mit dem Schuldmodell wenigstens mal betrachten, das aber genauso wenig wahr ist wie das Moleküle Schaschlikspiese mit Knetgummibobbel sind.

Anwendung

überträgt man dieses Prinzip auf grössere Strukturen sowie ins Internet, so wird deutlich:

  • jeder kann Geld machen
  • jeder ist frei, eigenes oder fremdes Geld als Zahlungsmittel anzuerkennen
  • jeder ist frei, mehr als ein Zahlungsmittel zu nutzen
  • jeder, der ein Geld akzeptiert, wird Teil des jeweiligen Geld-Netzwerkes; also des Netzwerkes jener Akteure, die ein bestimmtes Zahlungsmittel nutzen

Deutlich sollte werden, dass unser Geldverständnis um eine Ebene erweitert werden muss:

  • man besitzt Geld nicht mehr nur in einer bestimmten Menge (Quantität)
  • sondern auch in einer bestimmten “Ausprägung” (Qualität)

Denn wenn “jedermann” Geld machen kann, so wird es wichtig zu wissen, welches Geld man in welcher Menge besitzt und welche Akzeptanten für dieses Geld leisten.

Bisher dürfen nur aber Zentralbanken Geld machen, oder besser gesagt machen nur die Geld.

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