Dezentrale Smartmeter

Moderne Stromnetze sollen nicht nur einfache galvanische Energierträger sein, sondern mit Demand Side Management und intelligenten Zählers den Verbraucher und Erzeuger dazu befähigen, auf einfache Art und Weise den Energieverbrauch permanent entlasten zu können.

Am wichtigsten ist es, in kostspieligen Verbrauchsspitzen und eventuell auftretenden Unterversorgungen Verbraucher, die keinen stetigen Bedarf haben, zu verschieben. Derartige Verbraucher sind vor allem Heizungen, Kühlaggregate, Waschmaschinen und sogar Aluminiumhütten, eigentlich alles außer Licht, Kaffeemaschine, TV und Rechner;)

Datenschutz

Wenn der Windpark mit der Waschmaschine redet lautet die Vorstellung in Hochglanzbroschüren. Aber vielleicht will ich gar nicht, dass Windpark mit meiner Waschmaschine redet. Die Vision des Smartgrids oder des virtuellen Kraftwerks hat auch Schattenseiten. Der Datenschutz findet quasi nicht statt. Durch die übermittelten fein granulierten Stromprofile kann der Energieversorger oder jeder der Zugriff auf so ein Profil hat. mit recht genau analysieren welchen Lebensrhythmus der menschliche Verbraucher pflegt oder welches Fernsehprogramm er konsumiert. Da hilft auch keine Künstliche Intelligenz.

Auch wenn das Thema Datenschutz als Feigenblatt angefasst wird, sei dazu aber eine kontinuierliche Kommunikation zwischen Kraftwerken, dezentralen Stromerzeugern und Verbrauchern nötig, so die Telekom. oder die neue Haustechnik aber ist auf Datenerhebung geradezu angewiesen.

Dabei stellt sich die Frage, warum ein Energieversorger meinen aktuellen Verbrauch wissen muss, um Sekundärgeräte abzuschalten? Kann das der Verbraucher nicht einfach selbst? Der Verbraucher muss nur wissen wann Strom knapp oder reichlich vorhanden ist. Gibt es viel Strom kann er Strom verbrauchen, gibt es weniger, soll er das eben nicht. Wird der Verbraucher über variable Tarife motiviert Stromabnahme zu verschieben, gibt keinen Grund warum der Energieversorger das Lastprofil jedes einzelnen auslesen muss.

Vergleichbar zur Umsetzung beim klassischen Nachtstrom, könnte doch einfach ein Signal gesendet werden, dass dem Verbraucher sagt wann sekundärer Strom genutzt werden kann und wann nicht: Der Hausanschluss hat zwei Stromzähler und durch eine Rundsteuertechnik schaltet der Zähler automatisch um. Es werden so zwei Stromsummen gebildet, die zu unterschiedlichen Preisen abgerechnet werden. Das geht mit digitalen Zählern deutlich granularer, wodurch das Konzept erweitert werden kann.

Stellt sich die Frage, warum es keine Smartmeter gibt, die einfach genau das tun. Nicht den Verbrauch an eine Zentrale melden, sondern den Stromverbrauch je nach Zeitfenster mit einem Preis multiplizieren und dann eine Summe an Geld regelmäßig abrechnen. Er kann zusätzlich die Stromsumme mitliefern. Wenn der Stromlieferant zeitnah den Strompreis digital signierten und maschinenlesbar veröffentlicht, kann Strom nicht nur nach vorgegeben Zeitfenstern berechnet werden, sondern nach aktueller Angebotslage. Je nach Verbraucherwunsch könnte z.B. am Ende des Monats die Geldsumme nach Hause telefoniert werden, oder man nutzt das bisherige Ablesesystem. Auf diesen Weise hätte man ein selbstregulierendes Smartgrid und die informationelle Selbstbestimmung des Verbrauchers bliebe geschützt.

Verbraucher wie Waschmaschinen oder die Gefriertruhe können den Preis autonom abfragen und “sich überlegen”, ob sie morgens um 8 bei 0,43 €/kWh unbedingt kühlen muss oder ob die Gefriertruhe nachts um vier Uhr ein bisschen vor kühlen soll, zu z.B. 0,13 €/kWh und so Netze entlasten.

Ein erster Schritt Richtung Datenschutz wäre es die Abfragefrequenz variabel zu gestalten1. Wenn auch hier sich die Frage stellt, warum muss mein Versorger wissen was ich verbrauche, es genügt wenn er den Preis verändert.

Single Point of Failure und Marktautonomie

Ein weiterer Kritikpunkt an derzeitigen Smartgrid Ansätzen ist die zentrale Steuereinheit. Tritt hier ein technischer Fehler oder ein Computervirus auf, so werden im gesamten Versorgungsgebiet die elektrischen Verbraucher fehl gestellt. Außerdem, wer entscheidet überhaupt über die Schaltrhythmen? Wer entscheidet, dass es das Beste ist, nur die morgendlichen, mittaglichen und abendlichen Stromspitzen abzufangen? Vielleicht findet ein Erzeuger oder ein Verbraucher heraus, dass für seine Konstellation aus elektrischen Maschinen und Lebensrhythmus ein ganz spezielle Taktung funktioniert. Das sollte doch berücksichtigt werden können, oder? Dieses weite Innovationsfeld darf man nicht einer Zentralinstanz überlassen, die einseitige Interessen hat und auch nicht kontrolliert wird.

Die derzeitigen Entwürfe von Smartgrids sind in zentralistischen Systemen umgesetzt, in welchen der Energieversorger die Macht über die Schalter in meiner Wohnung inne hat. Der mündige Verbraucher aber soll selbst entscheiden, wann er Strom bezieht und wann nicht. Wenn ich morgens um 8 Uhr kühlen will, dann soll ich das tun dürfen, wobei ich halt einen höheren Preis bezahlen muss. Jeder Verbraucher steht so in der Verantwortung, in seiner persönlichen wirtschaftlichen Verantwortung Strom sinnvoll zu nutzen.

Der Markt, auch wenn er durch Missbrauch einen schlechten Ruf hast, ist immer noch eine der besten Methoden zur Güterallokation. Den Einfallsreichtum der Maschinenhersteller und die Schläue der Verbraucher zu provozieren und wirtschaftlich zu belohnen zeigt sich stets als die bessere Innovationsquelle als planwirtschaftliches Kontrollversuche, egal ob vom ZK oder von E.on.

Marktgefahren

Auch wenn der Markt eigentlich ein gute Allokationsmethode ist, er hat auch inhärente Problemfälle, den es kann sich eine Nachfrage-Blase bilden. Ist nur die Frage ob man diese Gefahren durch ein generelle Zentralisierung und Preisvereinheitlchung lösen muss, oder ob man trotzdem institutionell Spitzenentlaster vorhalten muss?

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Bedarf

Kategorie:Energie


  1. A Self-Organising Approach for Smart Meter Communication Systems: “Hence, an ideal interval cannot be predicted a priori, but needs to be adapted dynamically.” ↩︎